Organisiert unorganisiert

Donnerstag, 24.01.16

Nach einem ausgelassenen Frühstück, ausgedehnt bis zum letzten möglichen Moment, starten wir unser Donnerstagsprogramm, das aus einem möglichst großen Mangel an Programm besteht: Erkundet die Stadt, macht Bilder, genießt die Altstadt!

3 Punkte für
Eine besonders ungewöhnliche Haustür
Tiere aller Art, über die wir zusammen lachen können
Jemand aus der Klasse in einer peinlichen Situation
Zwillinge
Die Uhr eines Wildfremden um Punkt 12:04 Uhr (!)
pro Gruppenmitglied mit zumindest den Füßen im Wasser (egal welches)
Deutliches Relikt aus der Sowjetzeit

2 Punkte für
Jemanden aus der Klasse, ohne, dass derjenige das merkt
Perfektes Prager Postkartenmotiv
Hübsche Wolken
Reflektor von etwas interessantem in einer Scheibe oder so
Jede Botschaft

1 Punkt für
jedes Bier (geöffnet, im Einsatz)
jeden Fremden, der in einem Selfie mitmacht, Bonuspunkte für Umarmungen und Küsse
Kind mit putziger Mütze
Auto, älter als ca. 20 Jahre
jedes schöne Foto einer Sehenswürdigkeit

Punkte können von der Klasse auch für improvisierte Motive vergeben werden.
Der Sieger bekommt nichts außer einer ausdrücklichen Erwähnung im Blog.
Wenn mehr als 35 Bilder zur Bewertung abgegeben werden, ist JEDES Bild nur noch die halben Punkte wert!

Tatsächlich bilden sich nicht viele kleine Gruppen, nur zeitweise. Kleine zwischendurch abgespaltene Gruppen flossen üblicherweise schnell wieder in die Klassengruppe ein.
Wir schlenderten also einfach gemütlich durch die Stadt, sahen immer nach, ob wir irgendwo scho waren, und schlugen konsequent die genau entgegengesetzte Richtung ein.

Wir haben viel Spaß, viele schönen Bildern und viele interessante Eindrücke, die wir an einem organisierteren Tag nie hätten finden können. Prag bestätigt, was wir in den letzten Tagen schon mehrfach festgestellt hatten: Eine wunderschöne Stadt, die viele in Zukunft wieder mal besuchen wollen.

Wir schließen den Tag und die Fahrt mit einem abschließenden kollektiven Essen ab. Getreu dem Tagesmotto kippen wir spontan den ursprünglichen Tagesplan und folgen lieber einer Empfehlung, dir Frau Taibi in einer Boutique bekommen hatte. Eine gute Idee, wie sich herausstellt: In diese Gasse und in dieses Gebäude wären wir wahrscheinlich nicht von uns aus hereingelaufen, aber das Essen ist köstlich und die Stimmung nochmals gut.
22059 Schritte laut Caros Schrittzähler

Nur kucken, nicht anfassen

Mittwoch, 27.01.2016

Der Start in den Tag läuft etwas träge, dafür in lustiger Stimmung, was der ebenso lustigen vorhergehenden Nacht zu verdanken ist. Auf dem Programm stehen ein Besuch im technischen Museum und eine Besichtigung der Klosterbrauerei.

Technikmuseum:

Das Museum ist umfangreich und vielfältig, geht jedoch nicht so sehr in die Tiefe, wie wir uns das gewünscht hätten. Was vollkommen zu fehlen scheint ist die “Ostalgie”, auf die wir ein wenig gehofft hatten. Wir stellen die Theorie auf, dass es sich hierbei um eine Art von Vergangenheitsbewältigung handelt: Man will die sowjetische Geschichte lieber vergessen.

Highlights:

  • Fahrräder, speziell das Bambusfahrrad
  • Zwei amerikanische Kult-Motorräder (“Indians”) in hervorragendem Zustand
  • Die große Flugzeugsammlung in der Fahrzeughalle
  • Die Uhrenhalle, in der wir Gelegenheit hatten, in einer großen Uhr der Mechanik beim 11-Uhr-Schlag zuzusehen
  • Die frühesten laufenden Bilder der Menschheit
  • Der Kohlekeller, in denen man eine Menge darüber erfahren konnte, mit wie viel Körpereinsatz Metallherstellung und Maschinenbau fürher passiert sind

Brauerei: “Lecker Stöffsche!”

Die Besichtigung beginnt im Restaurantteil des Klosters, ein schöner Raum mit Holzänken und Tischen, so stimmungsvoll eingerichtet dass man sich fühlt, als säße man in Uromas guter Stube. Die Bierverkostung beginnt sofort mit der Möglichkeit, sich aus dem Angebot eine der Köstlichkeiten auszusuchen. Daraufhin nimmt uns ein sehr freundlicher Mitarbeiter unter seine Fittiche und erklärt uns in aller Ruhe (Auf englisch!), wie man hier Bier herstellt, was man zu welcher Zeit des Jahres für Bier herstellt, und wie gesund das eigentlich ist. Wir erfahren, dass das Kloster sein Bier nicht außerhalb des Klosters verkauft. Man möchte sichergehen, dass der gute Name des Bieres nicht dadurch beschädigt wird, dass in irgendwelchen Kneipen altes Bier verkauft wird, denn es muss frisch und innerhalb weniger Wochen genossen werden.

13319 Schritte laut Caros Schrittzähler
16664 Schritte/13,2 km laut Andrés Schrittzähler

Prag zeigt Bein

 Dienstag, 26.01.2016

Der Tag geht angenehm los: Das Hotelrestaurant, in dem wir frühstücken, ist ein mittelalterlich eingerichteter Saal, dekoriert mit Rüstungen. Das Büfett ist reichhaltig und lecker.
Unser Tagesprogramm lautet: Rauf zur Burg, umsehen, danach in de Zoo. Geplant, getan: Nach dem Frühstück und einer kurzen Besprechung brechen wir auf.
Beim Wandern durch Prag (diesmal bei Tageslicht) stellen wir fest: Die Stadt ist nicht nur wunderschön, sondern auch ausnehmend sauber! Kein Dreck, die Straßen werden ständig gereinigt, keine Hundehaufen, denen man ständig ausweichen muss.

Prag verwöhnt uns mit strahlendem Sonnenschein, warmem, aber frischen Wetter und – als Folge davon – knapper Bekleidung (breite Gürtel, Kommentar: “Prag zeigt Bein!”)


Endlich am oberen Ende der Treppe angekommen, stellen wir fest, dass das die Mühe beim Aufstieg locker wert war. Die Aussicht ist gigantisch. Wir blicken auf der einen Seite auf die Moldau und die Stadt, auf der anderen Seite über den Burgplatz, der einen mit Architektur geradezu erschlägt. Über den Ehrenhof, dessen Eingang flankiert wird von Wachen, die uns an die berühmte Queen’s Guard am Buckingham Palace erinnern, treten wir durch einen Torbogen und verursachen spontan einen Stau: Jeder bleibt erst mal stehen und blickt an der Westfassade des Veitsdoms empor.

Der Veitsdom ist eine gotische Kathedrale, zwar in Staatsbesitz, jedoch verwaltet von einem Rat von sieben Vertretern von Kirche und Staat. Jeder dieser Vertreter verfügt über einen Schlüssel zu einem der sieben Schlösser, die die Tür der Wenzelskapelle verschlossen halten, in der wiederum die böhmischen Krönungsjuwelen aufbewahrt werden.
Im Laufe der Jahre ist nur eines der Fenster des Domes je kaputtgegangen.
Die Bauarbeiten begannen 1344 und wurden erst 600 Jahre später im Jahr 1923 abgeschlossen. Gut Ding will Weile haben.
Buchtipp für alle, die etwas über gotische Kirchen lesen wollen: Die Säulen der Erde von Ken Follett.
Im Inneren des Domes staunen wir über die Architektur, die reiche Ausstattung und die farbigen Muster, die die Sonne, wenn sie durch die Fenster strahlt, auf den Boden malt.

Aufgrund der Eindrücke, die die Bauwerke, die Aussicht auf die Stadt und der strahlende Sonnenschein bei uns hinterlassen, beschließen wir, auf Führungen zu verzichten und Prag lieber auf eigene Faust zu entdecken.

Unsere vier Tagesplaner haben es geschafft, eine hervorragende Tour mit Bus und Straßenbahn zu planen, um vom Fuße der Prager Burg quer durch die Stadt zum Zoo zu gelangen. Die Fahrten bieten uns an diesem Tag die einzigen Gelegenheiten, ein wenig zu sitzen.

Der Zoo selbst ist vor allem eines, nämlich vertikal. Neben den zurückgelegten Metern  sorgt die Anlage an einem Hang vor allem für zahlreiche überwundene Höhenmeter. Der Zoo setzt den bereits in der Stadt beobachteten Trend fort: Alles ist extrem sauber!
Der Boden am Eingang erinnert an den Walk Of Fame in Hollywood: Am Boden gibt es Sterne, in denen man die Namen und Pfotenabdrücke von Zootieren (plus deren Gattung) findet.

Der Zoo hinterlässt viele interessante Eindrücke:

  • In einem der Häuser gibt es frei fliegende Flughunde, die einem die Haare zerwühlen
  • Es gibt eine unglaubliche Vielfalt an Großkatzen, unter anderem vier Geparden, die entspannt an die Scheibe gekuschelt schliefen
  • Eisbären
  • Viel Spaß beim Beobachten der Erdmännchen
  • Verrückt, wie gut viele der Tiere getarnt sind: Man sieht ein großes Terrarium, auf den ersten Blick scheint es leer. Nach einigen Sekunden sieht man, dass auf den Ästen einige Leguane sitzen, dann bemerkt man weitere auf einem anderen ASt. Caro findet innerhalb einiger Sekunden nicht weniger als 15.
  • Die Größe des Zoos ist eindrucksvoll, mitten in der Stadt gebaut an einem Hang (daher die vielen steilen wege), mit vielen großen Häusern
  • Der coolste war der Orang Utan, der tiefenentspannt mit einem Lappen auf dem Kopf in einem Baum hing
  • Ein interessanter Gegensatz war der Silberrücken im Gorillagehege, dessen Blick deutlich sagte: Ich bin der Chef hier.
  • Schöne und große Anlagen für die Tiere, die aber leider nur genutzt werden können, wenn das Wetter mitspielt.
  • Das Nilpferd ist eindrucksvoll durch die trübe Suppe geschritten (“Primaballerina!”)
  • Allerdings auch wieder ein negatives Beispiel: Das Nilpferd lebt alleine und auf sehr beengtem Raum
  • Hotdog und Bier für unter zwei Euro

Und um das alles zu toppen: Das Wetter ist nicht einen Deut schlechter geworden.

Alles in allem ein sehr gelungener Tag.

Schritte laut Caros Schrittzähler: 17105
Schritte laut dem Andrés Schrittzähler: 16800, mindestens 13km Weg
Kommentar am Rande: “Wir sind halt beinhart!”

Schnitzeljagd durch Prag

Montag, 25.01.2016

Eine Reise geht immer ähnlich los: Man trifft sich am Bahnhof, man steigt ein, man fährt. Und natürlich geht irgendwann alles anders als erwartet.


Diese Reise ging erst beim Aussteigen am Hauptbahnhof in Prag so richtig los, als wir feststellen durften, dass niemand den Weg zum Hotel kennt. Deshalb: Improvisieren, was natürlich kein Problem ist, da wir Pfadfinder und Soldaten dabei haben.
Schnell stellen wir fest, dass wir den Weg am besten finden können, indem wir versuchen, erst an und danach über die Moldau zu kommen, von wo aus der Weg zum Hotel fast von alleine zu finden ist.
Wir starten zu einer Odysee durch Prag, etwas wirr, aber wunderschön, begleitet vom Klackern von 13 Rollkoffern auf Kopfsteinpflaster. Das Programm von Donnerstag wird quasi spontan vorgezogen: Es geht über den Wenzelsplatz, vorbei an Altbaufassaden und über die Karlsbrücke, kreuz und quer durch Parks im Regierungsviertel und endlich ins Hotel.
Das Hotel selbst ist schlichtweg beeindruckend. Bemalte Gewölbe, mittelalterliche Rüstungen, eine alte Waffenkammer, kurz: Retro-Mittelalter.

Wir lassen den Abend bei einem Restaurantbesuch mit etwas fester, gefolgt von flüssiger Nahrung in einem nahen Restaurant ausklingen. Der Abendausklang passiert in einem Restaurant, das uns vom Rezeptionisten des Hotels empfohlen wurde. Eine gute Empfehlung, wie sich zeigt: Die Atmosphäre ist traumhaft, die Stimmung gut, das Essen noch besser. Mit westlichen Gepflogenheiten ist man vertraut, es gibt neben böhmische Küche (z.B. unglaublich gutes Pilsener Gulasch mit Knödeln) auch Burger, die von der halben Klasse und Lehrerschaft bestellt werden, gefolgt von einer Runde Slivovica, gegeben von einem unbekannten Spender.

Schritte: 16086 laut Caros Schrittzähler